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Der 11.11. läutete diese Woche die Karnevalssaison ein. Dieses Jahr scheinbar der Trend: „Blackface“. Dieses (nicht schöne) Gefühl kann man jedenfalls bekommen, wenn man einen Blick auf akademische Faschingsvereine in Leipzig wirft. [Hinweis: Im letzten Abschnitt Abbildung von Blackface]

Der braune mob e.V. berichtet unter der Überschrift „Blackface-Karneval “nicht rassistisch” da in Leipzig“ über ein Werbeplakat des Faschingsvereins “Ba Hu Elferrat” an der HTWK Universität Leipzig, auf welchem eine weiße Person mit Blackface abgebildet ist. Im Kommentar ergänzt der User „Ben“, dass auch Medifasching der Uni Leipzig mit Blackface wirbt. Das Plakat findet sich hier.

Der „Ba Hu Elferrat“ reagierte auf eine Beschwerde mit den klassischen Reaktionsmustern („Es ist nicht rassistisch, weil wir es nicht meinen“, „Zensur!“, „Sie verstehen den Witz nicht“ etc.). Sehr gut aufbereitet ist das im bereits erwähnten Beitrag, wo sich auch eine Dokumentation des bisherigen Emailkontaktes findet. (Für ganz starke Nerven…) Was ich über die meisten der Argumentationsmuster denke, habe ich bereits vor einiger Zeit bei einem anderen Thema hier niedergeschrieben.

Ich werde jetzt nicht noch einmal auf diese Argumentationen eingehen, sondern etwas ganz anderes erklären (bzw. es zu mindestens versuchen), was scheinbar von großen Nöten ist: Warum ist das „Blackface“ nicht lustig, nichtmal in Deutschland oder konkreter Leipzig.

Das sogenannte „Blackface“ ist eine rassistische Unterhaltungsmaskerade. Sie entstand im 19. Jahrhundert in den USA im Zusammenhang mit „Minstrel Shows“. Diese Shows waren besonders beliebt bei (weißen) Industriearbeitern. Es traten weiße Menschen verkleidet als Schwarze auf und transportierten weitgehend Klischees vom ewig fröhlichen (natürlich  singend und tanzendem) Sklaven. Manthia Diawara erklärt in seinem Aufsatz „The Blackface Stereotype“:

[W]hite people used to make these images to show that black people were inferior to them and to justify racism and segregation.

Allein das sollte eigentlich ja schon genügen, sich nicht Bildern mit eben dieser Ästhetik zu bedienen – Egal, wo man ist. Mehr zur amerikanischen Geschichte befindet sich auf der Seite black-face.com. Darüberhinaus ist die Verwendung des „Blackface“ aber auch keine rein-amerikanische Methode zur Darstellung nicht-weißer Menschen. Peggy Piesche beispielsweise beschreibt in „Irgendwo ist immer Afrika“ das „Blackface“ in DEFA-Filmen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass das „Blackface“ genutzt wurde, um bestimmte Stereotype zu verbreiten und Schwarze Menschen zu degradieren. Das ganze als belustigendes/ unterhaltendes Element für eine weiße Gesellschaft.

Das „Blackface“ des “Ba Hu Elferrat” sieht sehr erschreckend genau so aus, wie die typischen Darstellungen im 19. Jahrhundert. Hier zum Vergleich ein Beispielbild:

Minstrel PosterBillyVanWare edit

By Strobridge & Co. Lith [Public domain], via Wikimedia Commons

Selbst wenn der “Ba Hu Elferrat” die Tradition des „Blackface“ bisher nicht kannte (wie ich es dem Emailwechseln entnehme), so zeigt sich hier, dass die gleiche Stereotypisierung stattfindet. Und auch hier geht es um die Belustigung – scheinbar wieder für eine als rein weiß imganierte Gesellschaft (Anders kann ich mir gerade schwer diese Unsensibilität erklären). Auch das Plakat des Medifaschings ist so zu lesen – Hier kommt noch hinzu eine Frauendarstellung, die ich als absolut kritisch betrachte. Aber das ist ein anderes Thema.

9 Kommentare zu “Warum „Blackface“ nicht lustig ist…

  1. Hallo!

    Ich hab mich in dem Zusammenhang mal schlau gemacht, die sogenannten „Minstrel“-Shows dienten in erster Linie der Unterhaltung und waren zu Beginn vor allem eine rassistische Idee, das ist richtig, aber in zweiter Linie wurden Sie auch anders genutzt:

    „Die Minstrels benutzten die Maske des schwarzgefärbten Gesichts allerdings nicht nur um dem Publikum ein idealisiertes Bild der Schwarzen zu geben, sondern sie benutzten sie auch in der Tradition des klassischen Narren. In der italienischen commedia dell’arte diente die Maske dazu, den dahinter verborgenen von allen Konventionen und Regeln zu befreien. Er konnte so seine Späße ungehindert treiben und musste keine Konsequenzen fürchten. Durch diese Maske konnten die Minstrels auch ernsthafte Kritik äußern, ohne richtig ernst genommen werden zu müssen.

    Denn soziale Kritik wurde um 1860, als der beginnende Bürgerkrieg die Amerikaner und ihr Bewusstsein radikal veränderte, immer wichtiger. Die Minstrels konnten und wollten diesem Thema nicht ausweichen. Als Ergebnis begannen sie, sich von der Fixierung auf die Thematik der Schwarzen zu lösen und wurden in ihren Aussagen immer gesellschaftskritischer.“
    Jochen Scheytt: http://www.jochenscheytt.de/minstrelshowdeutsch

    Zum zweiten denke ich dass der BaHu-Elferrat hier eher das gleiche Problem hat wie die angesprochene Defa:
    „Nun ist dieser im DDR-Film banal begründete Rückgriff auf „exotische Masken“ oder „dicke Schminke“ – nämlich in Ermangelung von schwarzen Darstellern – kein Ausdruck gesellschaftsimmanenter Konfliktstrategien.“

    Und der Anteil farbiger Mitglieder im BaHu-Elferrat soll ja auch gegen 0 konvergieren.

    Zum anderen ist zu bedenken, dass in Zusammenhang mit diesem Plakat ja wohl Roberto Blanco deutlich erkannt wird und somit eine Verallgemeinerung, sprich eine Sterotyp bzw. ein Bezug auf eine Personengruppe nicht gegeben ist, oder?

    Dies trifft auch auf die angesprochene Plakat des Medifaschings dar (A-Team sollte ja wohl bekannt sein!), wobei deren „Sex sells“ Strategie eine andere Frage ist.

    Beste Grüße

    Oxepin

  2. Durch diese Maske konnten die Minstrels auch ernsthafte Kritik äußern, ohne richtig ernst genommen werden zu müssen.

    Du hast es doch selbst zitiert! Das ging nur, weil man Schwarze nicht ernstgenommen hat (und es übrigens heute oftmals nicht tut). Ich rede hier aus eigener Erfahrung. Ich bin selbst schwarz und zu allem Überfluss auch noch Leipziger. Ist es eh schon schwer genug, akzeptiert und ernst genommen zu werden, erscheint mir das hier bei uns im Osten ein Ding der Unmäglichkeit zu sein.

    Das Plakat überrascht mich in keinster Weise. Ganz nebenbei kann ich da nur mit sehr viel Mühe eine Karikatur von Roberto Blanco herauslesen.

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  7. roberto blanco vermutlich wegen diesem schrecklich knallroten sakko 😉 ich kann mich daran erinnern, dass der hin und wieder so eines trug, hätte frau merkel sicher auch gestanden^^
    ansonsten sehen ich da allerdinsg auch nichts ausser der unglaublich entblödeten peinlichkeit(der karnevaliten) überhaupt darauf zu kommen dass sowas lustig sein soll

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