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Vom 20 bis zum 22. Juni veranstaltete die Bayreuth International Graduate School of African Studies (kurz BIGSAS) zum dritten Mal das „Festival Afrikanischer und Afrikanisch-Diasporischer Literaturen“ im Iwalewa-Haus, dem Afrikazentrum der Universität Bayreuth. Dieses Jahr widmete sich das Festival dem Thema „Intertextualität. Dialoge in Bewegung“.

Warum Intertextualität? In ihrer Eröffnungsrede sagte Susan Arndt, die zusammen mit Nadja Ofuatey-Alazard das Festival leitete:

Literatur gibt es nicht jenseits von Intertextualität. Auch Texte, die sich nie getroffen haben, kennen sich. Diskurse durchleben die Jahrhunderte und hinterlassen ihre Spuren in Texten. Literatur lebt im Diskurs und Literatur lebt als Diskurs. Gerade deswegen bewegt sich jeder literarische Text über seine eigenen Grenzen hinaus in jeden anderen gegebenen oder künftigen Text hinein. Deswegen ist jeder Text mit einem jeden anderen verwandt.

Drei Tage widmeten sich Künstler_innen und Wissenschaftler_innen von dem afrikanischen Kontinent und seinen Diasporas dem Thema „Intertextualität“ in literarischen Lesungen, Performances, Workshops, Konzerten, einer Ausstellung, wissenschaftlichen Vorträgen, Podiumsdiskussionen, einer Griotage sowie einem gemeinsamen Essenserlebnis.

Den Auftakt machte Anne Adams, die in ihrem Key Note-Vortrag „The Brother/Sister that I Haven’t See in 400 Years“ die Beziehung des jüngst verstorbenen nigerianischen Autors Chinua Achebe zu diasporischen Texten reflektierte. Dabei ging sie auf James Baldwin ein, der seine eigenen Erfahrungen in der Figur Okonkwo (dem Protagonisten aus Achebes Roman Things Fall Apart) gespiegelt sah und der Überlieferung nach zu Achebe bei deren ersten Treffen gesagt haben soll: „You are the brother I haven’t seen in 400 years“. Toni Morrison übertrug Achebes Kritik an Joseph Conrads Heart of Darkness (zu finden in Achebes Essay-Sammlung Hopes and Impediments) auf US-amerikanische Verhältnisse und schrieb Playing in the Dark, in dem sie den Blick ebenfalls vom Schwarzen Objekt auf das weiße Subjekt richtete und damit das Begründungswerk der akademischen Critical Whiteness Studien schuf. Auch in ihrem neuesten Stück Desdemona, das ein „post-script“ von Shakespeares Othello ist, dreht Morrison die Perspektive um, indem sie die Schwarze Frau sichtbar macht und ihr eine Stimme und eine Geschichte gibt.

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Prof. Anne Adams

Um Shakespeares Erbe ging es auch in dem Gespräch am Nachmittag mit dem afrobritischen Rapper Akala, dem nigerianischen Theaterwissenschaftler, Autor u.v.m. Awam Amkpa und der haitianisch-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin und Autorin Gina Dorcely unter dem Titel „Shakespeares Erbe und die Zukunft der Shakespeare-Rezeption“. Unter der Moderation von Susan Arndt und Fadi Saleh diskutierten sie über ihre unterschiedlichen Perspektiven auf, Annäherungen an und Vereinnahmungen des weltweit bekannten Autors. Dabei wurde vor allem problematisiert, dass Shakespeare von den Briten als britischer Nationaldichter vereinnahmt wurde (Akala: „who owns Shakespeare owns the nation“) und somit als Abgrenzung zum nicht-britischen „Anderen“ instrumentalisiert wurde. Wie auch Toni Morrison mit Desdemona nehmen die Autor_innen auf dem Podium einen postkolonialen Perspektivenwechsel vor und fragen nach dessen subversivem Potential.

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Gina Dorcely, Fadi Saleh und Prof. Susan Arndt (von links)

Für Akala liegt der Reiz von Shakespeares Texten zum einen darin, dass verschiedenen menschliche Grundthemen, wie Macht, behandelt werden, die deshalb von Menschen auf der ganzen Welt adaptiert werden können. Zum anderen haben Shakespeares Texte einen eigenen Rhythmus, der danach ruft, performt zu werden. Wie gut das geht demonstrierte Akala am Abend zusammen mit der von ihm gegründeten Hip-Hop Shakespeare Company und rundete den ersten Tag damit musikalisch ab.

4 Kommentare zu “BIGSAS Festival 2013: „Intertextualität“ (I)

  1. Pingback: BIGSAS Festival 2013: “Intertextualität” (II) – Lesungen | Afrika Wissen Schaft

  2. Pingback: BIGSAS Festival 2013: “Intertextualität” (III) – Manthia Diawara über Edouard Glissant | Afrika Wissen Schaft

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