Dies wird keine Buchbesprechung im herkömmlichen Sinne. Keine detaillierte Analyse. Kein kritisches Auseinandernehmen aller Einzelheiten. Hierbei handelt es sich um eine Liebeserklärung an „Americanah“, dem neusten Roman von Chimamanda Ngozi Adichie.
Ich weiß nicht, wann ich es das letzte Mal erlebt habe, dass eine ganze Reihe von Menschen in meinem Umfeld unabhängig voneinander – aber für mich durch die Onlineauswüchse doch in einem einzigen Schwall ersichtlich – auf die Veröffentlichung eines Buchs hinhibbelten. Da waren ungeduldige Tweets seit Wochen, das Posten der aktuellen Interviews von Adichie und die Facebook-Statusmeldungen, die das nahende Erscheinungsdatum in Erinnerung riefen.
Und nun ist das Buch da und es geht weiter: „Wie weit bist du?“ „Was ist bisher deine Lieblingsstelle?“ „Ich will die ganze Zeit zitieren!“ Dazu Tweets von unterschiedlichsten Leuten, die den Erwerb des Werkes empfehlen.
Das Buch dreht sich um Ifemelu und Obinze und ist im Kern sicher das, was wir als „Liebesgeschichte“ bezeichnen. Drumherum geht es aber auch um Migration, den 11. September, Rassismus, hair politics (in einer der Rezensionen, die ich las, wurde „Haar“ sehr passend als dritte Hauptfigur bezeichnet), Identitäten, die Wahl von Obama und (Universitäts)Alltag in Nigeria. Da werden amerikanische Liberale und ihr Umgang mit Rassismus durch präzise Beobachtungen auf’s Korn genommen, aber auch die aus USA und UK zurückkehrenden Nigerianer_innen, die in Lagos nun das große Geld machen und gleizeitig ihrem geliebtem Panini-Sandwich hinterher weinen.
Adichie baut in „Americanah“ einen riesigen Kosmos an Figuren auf, die aber irgendwie alle in Erinnerung bleiben und die mensch oftmals eh schon zu kennen scheint, z.B. Kimberley auf deren Kinder Ifemelu in den USA aufpasst und die irgendwie alles richtig machen möchte, dabei Ifemelu aber auch immer wieder in unangenehme Situationen bringt.
Vollständig verliebt habe ich mich in das Buch bereits auf Seite 2 des ersten Kapitels. Und mit den Worten, die mich in die Geschichte sogen, ende ich dann auch hier meine kleine Liebeserklärung:
If they asked what she did, she would say vaguely, „I write a lifestyle blog,“ because saying „I write an anonymous blog called Raceteenth or Various Oberservations About American Blacks (Those Formerly Known as Negroes) by a Non-American Black“ would make them uncomfortable. She had said it, though, a few times. Once to a dreadlocked white man who sat next to her on the train, his hair like old twine ropes that ended in a blond fuzz, his tattered shirt worn with enough piety to convince her that he was a social warrior and might make a good guest blogger. „Race is totally overhyped these days, black people need to get over themselves, it’s all abot class now, the haves and the have-nots,“ he told her evenly, and she used it as the opening sentence of a post titled „Not All Dreadlocked White American Guys Are Down“.
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