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In meinem Beitrag zur Geschichte des Dokumentarfilms erwähnte ich bereits diesen Film aus den 1950igern, welcher sich afrikanischer Kunst zuwandte und gleichzeitig antikoloniale Töne anschlug. Doch wodrum ging es genau in dem Film? Was ist kritisch zu betrachten? Und damit ihr euch auch selbst ein Bild machen könnt, ist der Film hier eingebunden.

Allgemeines zum Film

Les Statues Meurent Aussi, so der Titel im Orginal, wurde im Jahr 1953 von Alain Resnais und Chris Marker fertig gestellt, doch blieb er aufgrund seines antikolonialen Anstrichs über zehn Jahre in Frankreich verboten. Der Film war eine Auftragsarbeit für die Zeitschrift Présence africaine, womit sich eine interessante Ausgangslage ergab: Die Zeitschrift, eines der Organe der Négritude, wurde in erster Linie von Afrikanern geführt, die mit Resnais und Marker zwei Europäer engagierten einen Film über afrikanische Kunst zu machen.

Themen & Methoden

Das Hauptthema des Films ist der Kunstraub der Europäer an den Afrikanern. Doch es gibt auch eine allgemeine Auseinandersetzung mit der Rolle der Kunst. Die These lautet, dass durch den Transport von (beispielsweise) Statuen nach Europa ein „Kunst-Genocid“ stattfand. Im letzten Drittel des Filmes gibt es die explizite Kolonialismuskritik.

Der Film wurde mit einer 16mm-Kamera gedreht. Wie aber schon in meinem letzten Beitrag erwähnt, konnte nicht direkt in Afrika gedreht werden. Stattdessen werden Aufnahmen aus europäischen Museen, Galerien und von Kunsthändlern mit ethnologischen Filmaufnahmen zusammen geschnitten.

Der Film besticht durch eine innovative Bildsprache und ein sehr assoziativ geladene Montage. Dazu trägt auch die eingesetzte Musik bei.

Les Statues Meurent Aussi beschäftigt sich auch mit dem Kunstbegriff. Dabei unterscheiden die Filmemacher zwischen einer afrikanischen und einer europäischen Tradition. Diese würden sich unterscheiden, die eine aber nicht wertvoller sein als die andere. Die afrikanische Tradition würde aber verlieren, da zum einen die Stücke, die nach Europa gebracht wurden, durch die Dekontextualisierung die Bedeutung verschwindet und die Kunstproduktion in Afrika zu sehr von Europa beeinflusst würde.

Die Filmemacher zeigen im Film auch marxistische Untertöne. So werden die Afrikaner als Teil der Arbeiterschaft definiert. Sie zeigen industrielle Arbeit und sprechen von entfremdeter Arbeit.

Kritik

Der erste Kritikpunkt lässt sich gleich an meinen letzten Absatz anschließen. Die Sicht der Filmemacher bleibt immer eine europäische und auch eine durchaus wertkonservative. So wird eine „Tradition“ hochgehalten, aber den Afrikanern die Wirkmacht abgesprochen auch in ihrer Kunst verschiedene Einflusse aufzunehmen und nutzbar zu machen. Auch bleiben die Konzepte und Ideen von Kunst und anderem eher eurozentrische. Die Beschreibungen von Afrika bleiben oftmals sehr allgemein („die afrikanische Kunst“, „die afrikanische Kultur“, „die afrikanische Weltsicht“).

Das Bild zeigt eine Szene aus dem Film "Les Statues Meurent Aussi".

Ein Kommentar zu “Die Statuen sterben auch (1953)

  1. Pingback: „Afrique sur Seine“ – Geburt des westafrikanischen Films « Afrika Wissen Schaft

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