Wenn man sich mit Kunst im Senegal befasst, stößt man früher oder später auf eine Abbildung eines Mannes: Cheikh Ahmadou Bamba. Doch was hat es mit diesem Mann auf sich und warum sehen alle Abbildungen so ähnlich aus?
Wer war Cheikh Ahmadou Bamba?
Cheikh Ahmadou Bamba wurde 1853 geboren und verstarb im Jahr 1927. Als er 30 Jahre alt war, gründete er im Senegal die muslimische Bruderschaft „Muridiyya“ (deren Anhänger Muriden genannt werden). Heute gehört die Bruderschaft zu den drei größten im Senegal und hat nach wie vor großen Einfluss.
Cheikh Ahmadou Bamba hatte nach der Gründung der Bruderschaft einige Wolof-Könige und ihre Gefolgschaft zur Konversion gebracht. Die französische Kolonialmacht, die den Islam fürchtete, befürchtete einen Aufstand und schickte Bamba in das Exil. Um diese Zeit reihen sich viele Mythen, welche auch in vielen Abbildungen dargestellt wurden und werden.
Später aber sah Frankreich Bamba als kooperativ an und nachdem er Frankreich bei der Rekrutierung von Soldaten für den ersten Weltkrieg unterstützte, erhielt er sogar den Orden „Ritter der Ehrenlegion“.
In seinen letzten Lebensjahren (ab 1926) überwachte Bamba den Moschee-Bau in Touba. Heute gibt es die „Grand Magal“ – eine jährlich stattfindene Wallfahrt nach Touba, die oftmals auch als Ersatzfahrt für die Wallfahrt nach Mekka gilt.
Ein Foto – Tausend Bilder
Im Jahr 1913 nahm Paul Martys dieses hier zu sehende Bild von Bamba auf. Die Fotografie erschien vier Jahre später in dem stark kolonialistisch geprägtem Buch „Etudes sur l’Islam au Sénégal“. Doch auch wenn die Fotografie in einem kolonialistischen Rahmen entstand und erstmal veröffentlicht wurde, ist dieses Bild mittlerweile, da es das einzige überlieferte ist, zu einer Ikone geworden und in einer Vielzahl von Bildern (ob auf Glas, Papier oder auf Häuserwänden) zu finden.
Abbildungen von Bamba sollen Böses abwenden und so findet man diese Figur in Taxis, an Türen oder als Talisman. Es existieren auch Kaligrafien, die auf dieser Fotografie beruhen und Koransuren oder die Preisnamen Allahs enthalten.
Die Abbildungen von Bamba können entweder einfache Variationen der Fotografie beinhalten, oder sie zeigen Szenen aus dem mythischen Leben Bambas – aber auch bei vielen dieser Szenen ist eindeutig zu erkennen, dass die Abbildung Bambas sich an der Fotografie anlehnt.
Interpretationen zur Fotografie
Auch die Fotografie an sich wurde im Senegal (und darüberhinaus) diskutiert. Das Bild ist aus einer fotografischen Perspektive nicht besonders gut aufgenommen: Die Kontraste sind sehr stark und auf das Gesicht fallen Schatten. Doch auch diese technischen Unzulänglichkeiten eröffnen Deutungsräume.
Füße haben im Islam eine ganz besondere Symbolik. So betritt man mit dem rechten Fuß die Moschee und dann auch das Paradies. Der Schatten auf dem rechten Fuß wurde so gedeutet, dass Bamba bereits mit einem Fuß im Paradies stand. Dies wurde als Beleg für seine Heiligkeit betrachtet.
Ein weiterer Beleg waren die Schatten im Gesicht. Diese wurden als „zweites Gesicht“ gedeutet – und nicht irgendein anderes Gesicht, sondern in dem Bild wurde eine gleichzeitige Abbildung Bambas mit dem Propheten Muhammeds gesehen.
Literatur
In dem wundervollen Band „A Saint in the City“ von Allen F. Roberts und Mary Nooter Roberts gibt es mehr Informationen zu Bamba und der Geschichte der Darstellungen. Außerdem findet sich in dem Band eine große Sammlung von Bildern.