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Diese Arbeit ist meine erste Hausarbeit in Soziologie. Sie wurde im Sommersemester 2010 im Modul „Klassische Perspektiven auf die moderne Gesellschaft“ eingereicht. Ich habe mich mit der Familiensoziologie von Durkheim und Parsons beschäftigt und diese aus einer Geschlechterperspektive betrachtet.

Für alle, die den Text lieber als PDF haben möchten, ist er hier zum runterladen: Der Wandel der Familie bei Durkheim und Parsons.

1. Einleitung

Der französische Soziologe Émile Durkheim schuf mit „la famille conjugal“ ein Wegweisendens Konzept für die Entwicklung der Familiensoziologie. Für manche gelten seine Arbeiten gar als der eigentliche Beginn der modernen Familiensoziologie (Gestrich 1999, S. 59). In meiner Arbeit möchte ich Durkheims Kontraktionstheorie, nach welcher die Gattenfamilie entsteht, mit der Theorie der funktionalen Differenzierung der Familie und seinem Konzept der „isolierten Kernfamilie“ des amerikanischen Soziologen Talcott Parsons‘ vergleichen. Parsons Theorie gilt als eine der klassischen Arbeiten des strukturfunktionalistischen Ansatzes in der Familiensoziologie (Jakoby 2008, S. 79–80).

Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffes und Konzepts Familie gibt es nicht (vgl. Busch 2003; vgl. Nave-Herz 2002). Bei der Umschreibung werde nach Rosemarie Nave-Herz entweder die Bedeutung der Familie für die gesamte Gesellschaft oder aber der spezifische Gruppencharakter in den Mittelpunkt gerückt. (Nave-Herz 2002, S. 148) Familie werde also zum einen makro- wie auch mikrosoziologisch betrachtet. Bei der makrosoziologischen Perspektive werde die Familie als soziale Institution mit bestimmten Funktionen untersucht.  (Nave-Herz 2002, S. 148) Friedrich W. Busch merkt in seiner Einleitung zu „Familie zwischen Tradition und Moderne. Ausgewählte Beiträge zur Familiensoziologie“ an, dass in „diesem Zusammenhang […] zuweilen ein Funktionsverlust der modernen Familie im Vergleich zur vorindustriellen konstatiert“ (Busch 2003, S. 10) werde.

Genau diese Veränderungen diskutierten Durkheim und Parsons. Mary Ann Lamanna beschreibt in „Emile Durkheim on the Family“, dass Familie eines der ersten Themen gewesen sei, mit denen sich Durkheim in einer Publikation und Vorträgen auseinandersetze (Lamanna 2002, S. 27) und dass er sich auch darüber hinaus mit familienbezogenen Problemen der französischen Gesellschaft befasste (Lamanna 2002, S. 5). Mit seinem Aufsatz „La famille conjugale“ von 1892 entwarf er eine Konzeption der „modernen“ Kleinfamilie anhand von Beobachtungen in der französischen Gesellschaft. Etwa 60 Jahre später verfasste Parsons, der zuvor durch eine Reihe von Interpretationen und Diskussionen Durkheim der amerikanischen Soziologie zugänglich gemacht hatte (Barber, Gerhardt 1999, S. 12), seine Analyse der us-amerikanischen Gesellschaft. Nina Jakoby fasste zusammen, dass Parsons „mit seinem Aufsatz über das amerikanische Verwandtschaftssystem Erkenntnisse zur Struktur, Aufgabe und Bedeutung von Verwandtschaft in der modernen amerikanischen Gesellschaft“ (Jakoby 2008, S. 84) liefere.

Durkheims Korpus zum Thema Familie umfasst eine ganze Reihe von Schriften, die sich direkt mit der Thematik befassen, aber auch Schriften, welche vordergründig etwas anderes behandeln, inhaltlich aber ebenfalls eine ganze Reihe von Aussagen und Analysen zur Familie beinhalten, z.B. Durkheims Werk über den Selbstmord (Herz-Nave 2002, S. 150). Auch Parsons hat der Thematik einige Werke gewidmet. Zum Vergleich der Konzepte und Theorien werde ich hier als Primärquellen mit Durkheims „Introduction to the Sociology of the Family“ und in erster Linie „The Conjugal Family“ (beides in englischer Übersetzung von Mark Traugott in „Emile Durkheim on Institutional Analysis“ von 1978) und Parsons Aufsatz „The American Family: Ist Relations to Personality and to the Social Structure“ jeweils grundlegende und einführende Aufsätze analysieren. Zu erste werde ich die Quellen von Durkheim diskutieren und dabei die Kerntheorien und –ideen erläutern. Was bedeutet bei Durkheim „famille conjugal“? Was ist die Kontraktionstheorie? Wie verändert sich die familiäre Solidarität? Daraufhin werde ich Parsons Aufsatz betrachten und im Vergleich zu Durkheim die Begriffe und Konzepte der „isolierten Kleinfamilie“ und der „Funktionalen Differenzierung der Familie“ beleuchten. Anschließend werde ich beide Theorien unter einem Gender-Fokus betrachten, da man, wie Mustafa Emirbayer schreibt, weder Durkheim noch einen anderen Klassiker wirklich verstehen kann, wenn man nicht die Arbeiten systematisch unter einem Fokus von „racial“, patriarchaler, heterosexueller und zivilisatorischer Dominanz betrachtet (Emirbayer 2006, S. 23–24). Ich werde folgenden Fragen nachgehen: Was bedeuteten die Konzepte der Arbeitsteilung und Differenzierung aus Gendersicht? Wo sind Durkheims und Parsons‘ Theorien hinsichtlich der Stellung der Frau in der Familie ähnlich, worin unterscheiden sie sich?  Mit dieser kritischen Betrachtung möchte ich einen Bogen zu aktuelleren Debatten um diese beiden Klassiker schließen.

2. Durkheim: Die Gattenfamilie und die Kontraktionstheorie

Lamanna erläutert in ihrem Buch die Umstände des 19. Und 20. Jahrhunderts in Frankreich: Verwandtschaft und Familie seien Themen gewesen, die intellektuell sowie politisch von großem Interesse waren. Durkheim stieg erst spät in diese Debatte ein und habe vor allem reaktiv gearbeitet. Doch in diesem Prozess entstand eine formale Theorie der Entstehung der Familie. (Lamanna 2002, S. 27–28)  Am Anfang dieses Prozesses standen zum einen seine Einführungsvorlesung „Introduction to the Sociology of the Family“ und sein Aufsatz „La famille conjugal“.

Bei der Beschreibung der „famille conjugal“ (im Deutschen der noch heute gebräuchliche Begriff Gattenfamilie) erläutert Durkheim die wichtigsten Merkmale dieses Familientyps und wie dieser entstand. Die Entstehung erläutert er anhand des Kontraktionsgesetzes („loi du contraction“).

2.1. Was ist unter Gattenfamilie zu verstehen?

„By „conjugal family“ I mean the family as it evolved among societies descended from Germanic society or among the most civilized peoples of modern Europe.“ (Durkheim 1978b, S. 229), erläutert Durkheim in seinem Aufsatz „La famille conjugal“. Die Gattenfamilie bestehe aus dem Ehemann, der Ehefrau und unverheirateten, nicht volljährigen Kinder. (Durkheim 1978b, S. 229) Da die einzigen konstanten Elemente dieses Familientyps die Ehegatten sind, nennt Durkheim diese Familie „famille conjugal“ bzw. im Deutschen Gattenfamilie. (Durkheim 1978b, S. 230)

Die Gattenfamilie entsteht durch die Kontraktion der paternalen Familie, welche aus Vater, Mutter und den nachfolgenden Generationen aus der männlichen Linie (also alle außer den Töchtern und deren Nachkommen) besteht. (Durkheim 1978b, S. 229) Durkheims Kontraktionstheorie werde ich genauer im nächsten Unterkapitel erläutern. Für die Definition der Gattenfamilie ist jedoch seine Beobachtung wichtig, dass dieser Familientyp nicht entstanden wäre ohne den Einfluss des neuen Faktors Staat. François de Singley beschreibt das Resultat daraus in seiner Arbeit „Die Familie der Moderne. Eine soziologische Einführung“ als den „paradoxen Charakter der modernen Familie“ (Singly 1994, S. 12): Sie sei zugleich „privat“, aber auch „öffentlich“. (Singly 1994, S. 12)

Nach Durkheim bildet die Gattenfamilie die zentrale Zone der modernen Familie, wird aber von weiteren Zonen komplementiert. Diese Zonen bilden vergangene Formen der Familien ab. Die erste Zone könne allgemein als die alte paternale Familie gesehen werden. Sie umfasst also Vorfahren und Nachkommen, wie Großväter, Eltern des Gattenpaares, Geschwister etc. Diese Zone sei auch weiterhin familiär hervorgehoben, wie man laut Durkheim an der Gesetzgebung sehe. Diese sah nämlich vor, dass, wenn ein Mann starb und keinen Erben hinterließ, sein Hab und Gut unter Eltern und Geschwistern und deren Nachkommen aufgeteilt wurde. Noch außerhalb der paternalen Familie sieht Durkheim die kognitative Familie angeordnet. In diese fallen alle entfernte Verwandte, also auch solche 6. oder 7. Grades, welche, bevor sich der moderne  Familientyp herausgebildet hatte, noch wichtige Rechte und Pflichten hatten. Diese seien in der modernen Familie aber nicht mehr vorhanden. Durkheim zählt beide Zonen als sekundäre Zonen. (Durkheim 1978b, S. 231–232)

Als Folge aus dieser Familienkonstellation hebt Durkheim die Stellung der Ehe hervor. Da diese die Familie erst etabliert und aus dieser entsteht, muss sie gesondert geschützt werden. Wo es zuvor zu freien sexuellen Vereinigungen neben der Ehe kam, werde diese Vereinigung außerhalb der Ehe nun als Störung der Familienpflichten und des Familienzusammenhaltes gesehen. Und aufgrund der Rolle des Staates kann dies auch gleichgesetzt werden mit einer Störung der öffentlichen Ordnung. Durkheim begründet dies auch damit, dass es um die Verpflichtungen der Mitglieder einer moralischen Gesellschaft füreinander ginge. Würden diese Verpflichtungen nicht eingehalten, führe das zu moralischer Verkommenheit. (Durkheim 1978b, S. 238–239)

2.2. Die Kontraktionstheorie

Durkheim sieht, wie bereits angerissen, einen starken Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Familie und dem stärker werdenden Einfluss des Staates. Nach Durkheim hat erst dieser Einfluss (und die damit einhergehende Manifestation in Gesetzen) Verwandtschaftsbeziehungen unauflöslich gestaltet. Zuvor hätte es die Möglichkeit gegeben, dass zum einen ein Verwandter die Familie verlässt oder dass der Vater jemanden aus der Familie „verstößt“. Erst in der Gattenfamilie sei dies nicht mehr möglich. (Durkheim 1978b, S. 231)

Für Durkheim hängt die Form der Familie neben dem Staat von den grundlegendsten historischen Entwicklungen ab.  Andreas Gestrich benennt in seiner „Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert“ den Prozess der Industrialisierung als eine solche Entwicklung. (Gestrich 1999, S. 59) Jakoby nennt darüber hinaus die Urbanisierung. (Jakoby 2008, S. 81) Diese Entwicklungen haben laut Durkheim ein Gesetz der Kontraktion zur Folge.

Die Familie müsse zwangsläufig kontraktieren, solange sich das soziale Milieu, in welchem sich ein Individuum bewegt, weiter ausdehnt. (Durkheim 1978b, S. 232) Diese Diversifizierung und Ausdehnung der Milieus sieht Durkheim als ein grundlegendes, dominierendes Muster der Geschichte und er erklärt diese anhand der Entwicklung vom Dorf, über die Stadt hin zum Nationalstaat. (Durkheim 1978b, S. 233) Für Durkheim geht diese Entwicklung damit einher, dass sich die Differenzen zwischen den Individuen vermehren. (Durkheim 1978b, S. 233)

Nach Durkheim entstehen immer restriktivere Gruppen, die das Familienleben absorbieren würden. Denn umso restriktiver sie seien, umso besser können sie verhindern, dass besondere Differenzen auftreten. (Durkheim 1978b, S. 232)

Damit, dass das Volumen sich verringert gehen nach Durkheim natürlich auch Änderungen in der Konstitution der Familie einher. (Durkheim 1978b, S. 233)  Singley sieht dabei zwei Entwicklungen:

Dabei handelt es sich um eine zweifache Entwicklungstendenz: nämlich eine Privatisierung aufgrund der größeren Bedeutung, die der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen beigemessen wird, und eine wachsende Vergesellschaftung aufgrund der verstärkten Intervention von Seiten des Staates. (Singly 1994, S. 9)

Durkheim fasst in „La famille conjugal“ zusammen, dass die Familie immer konzentrierter und auch personalisierter würde. Diese Entwicklung ginge weiter und damit würde ein weiteres Herausbilden von Beziehungen mit exklusiven, persönlichem Charakter einhergehen. (Durkheim 1978b, S. 239) Desweiteren verändert der Prozess auch die Stellung der Familie in der gesamten Gesellschaft. (Gestrich 1999, S. 59–60)

2.3. Familien-Kommunismus und der Wandel der familiären Solidarität

Die innerfamiliären Veränderungen beschreibt Durkheim in „La famille conjugal“ in erster Linie anhand der Veränderung des Familien-Kommunismus. Zu Beginn der Familien hätten alle Verwandten zusammen gelebt und auch alles gemeinsam besessen. Aber mit dem Entstehen der zweiten Zone sei dieser Kommunismus auf den Kern konzentriert worden. (Durkheim 1978b, S. 233)

Durkheim beschreibt zuerst die Beziehungen innerhalb der Gattenfamilie. So sei der Vater dafür verantwortlich, dass die Kinder ernährt werden können und er muss sich um deren Ausbildung kümmern, solange sie nicht volljährig sind. Die Kinder wiederum sind dem Vater unterstellt. Sie verfügen weder über sich als Person noch über ihr Vermögen. Mit der Volljährigkeit oder der Hochzeit des Kindes sind diese Beziehungen aber beendet. (Durkheim 1978b, S. 229) Mit der Hochzeit sollte das Kind im Normalfall einen separaten Haushalt aufbauen. (Durkheim 1978b, S. 230) Mit dem Ende der beschriebenen Beziehungen meint Durkheim keinesfalls das Ende des Kontaktes oder jeglichen Beziehungen. So beschreibt er, dass die Kinder nun den Eltern Essen im Krankheitsfall schulden würden, aber dafür auch weiterhin das Recht auf einen Erbanteil hätten. (Durkheim 1978b, S. 230)

Nach Durkheim wäre das spezielle Neue in der Organisation der Familie, die Veränderung des Familien-Kommunismus. Bis zu diesem Familientyp wäre der Kommunismus die Basis aller häuslichen Gesellschaften gewesen. Als einzige Ausnahme nennt er die patriarchale Familie. Doch auch in dieser sei der Kommunismus nicht vollständig verschwunden, sondern anstatt auf der gesamten Familie auf den Vater basierend gewesen. (Durkheim 1978b, S. 230)

Dies sei grundlegend anders in der Gattenfamilie. In dieser habe jedes Mitglied seine eigene Individualität und auch eigene Aktionsbereich. Und auch wenn minderjährige Kinder dem Vater untergeordnet seien und dieser über ihr Vermögen verfügt, so sei dies doch mit Verpflichtungen für den Vater gegenüber dem Kind verbunden. (Durkheim 1978b, S. 230)  Vom ehemaligen Kommunismus bliebe nur das Recht der Eltern über den Besitz der Kinder unter 16 Jahren zu bestimmten und das, wenn auch limitierte, Recht der Nachfolgen über den Besitz der Vorfahren. Diesem Recht liege aber die mit dem Testament einhergehende Restriktion zugrunde. (Durkheim 1978b, S. 230–231) Als Gründe für diese Veränderung sieht Durkheim die gleichen an, wie auch für die Veränderung der Familie. Die allgemeine Verengung des Familienkreises hätte es erlaubt, dass die Persönlichkeiten der einzelnen Familienmitglieder mehr in den Vordergrund treten. Mit der Ausweitung der sozialen Milieus wären auch die privaten Unterschiede der einzelnen Mitglieder weiter vergrößert. (Durkheim 1978b, S. 233–234) Mit dieser Veränderung sei der Kommunismus immer unmöglicher geworden, da dieser zur Voraussetzung hätte, dass die Familie eine gemeinsame starke Identität und ein gemeinsames Bewusstsein habe. (Durkheim 1978b, S. 234)

Durkheim fragt im Anschluss, ob die Veränderungen der Familienstruktur die häusliche Solidarität geschwächt oder gar gestärkt hätten. Er argumentiert, dass beides der Fall sei, da zum einen durch die Unauflösbarkeit der Beziehungen diese gestärkt worden wären, aber zum anderen die aus Verwandtschaft folgenden Verantwortungen weniger und geringer geworden seien. (Durkheim 1978b, S. 234) Geändert hätte sich aber der Fokus der Solidarität. Zuvor war diese noch abhängig von Personen und bestimmten Gütern gewesen. Im Familien-Kommunismus hätte die Familie diese Güter besessen. Mit der beschriebenen Veränderung des Kommunismus fokussiert sich die Solidarität nun alleinig auf Personen. (Durkheim 1978b, S. 234-235) Durkheim argumentiert weiterhin das, wenn man diese Entwicklung betrachtet, dass Recht zu Erben keinen Grund mehr hätte zu existieren. (Durkheim 1978b, S. 235)

Bereits geschildert wurde die stärker werdende Rolle der Ehe in der Gatten-Gesellschaft. Durkheim stellt auch fest, dass es zwischen den Ehepartnern gemeinsamen Besitz gebe und Gemeinschaft ein wesentlicher Teil der ehelichen Beziehung sei. Der Kommunismus wäre so zwar aus der häuslichen Gemeinschaft verschwunden, würde aber in der ehelichen Gemeinschaft weiterhin bis zu einem gewissen Grad existieren. (Durkheim 1978b, S. 237) Da die Ehepartner sich gewöhnlich aber nicht lang überleben würden, könnten sie nicht allein der Grund, um sie von flüchtigen Reizen fern zu halten. (Durkheim 1978b, S. 237–238) Durkheim sieht nur eine soziale Gruppe, die dem Individuum eine Perspektive eröffnen könnte: Die Berufsgruppe. Diese könne wichtige ökonomische und moralische Funktionen übernehmen. Dies bezieht er in erste Linie auf Männer. (Durkheim 1978b, S. 238) Zu diesen schreibt er:

Professional duty must assume the same role in mens hearts which domestic duty  hitherto played. This is the moral level already attained by the entire elite which we have discussed, and this proves that this transformation is not impracticable. (Durkheim 1978b, S. 238)

3. Parsons: Die „isolierte Kernfamilie“ und die funktionale Differenzierung der Familie

Parsons Theorie entstand einige Jahrzehnte nach derer von Durkheim und gilt als eine der klassischen Theorien der strukturfunktionalistischen Familientheorie. Paul Bernhard Hill und Johannes Kopp  fassen in ihrer Arbeit „Familiensoziologie. Grundlagen und theoretische Perspektiven“ den Ansatz zusammen:

In der allgemeinen Sichtweise geht der Funktionalismus davon aus, dass in jeder Gesellschaft – oder in jedem System – eine Reihe von funktionalen Leistungen zu erbringen sind, die den Bestand der Gesellschaft sicher. […] Ähnlich wie die verschiedenen Körperorgane bestimmte Funktionen zur Bewahrung der Handlungsfähigkeit des Gesamtorganismus übernehmen, erfüllen gesellschaftliche Einrichtungen oder Institutionen mehr oder weniger effizient ihre Aufgaben im Rahmen des allgemeinen Systems. (Hill, Kopp 2006, S. 72–73)

Parsons betrachtete unter diesen Prämissen die Institution der Familie in den Vereinigten Staaten von Amerika[1] und deren Veränderungen. Einige Wissenschaftler hätten nach Parsons diese Veränderungen gekoppelt an einen Funktionsverlust der Familie. (Parsons 2001, S. 3) Parsons schreibt, dass der Übergang von einer Gesellschaft mit einer hohen Geburts- und Sterberate hin zu einer Gesellschaft mit einer geringen Todesrate, welche durch eine ebenfalls geringe Geburtenrate ausgeglichen wird, eine der tiefgreifensten Anpassungen der menschlichen Gesellschaft darstellt. (Parsons 2001, S. 6) Doch er argumentiert ebenfalls, dass bestimmte Fakten der Entwicklung gegen eine These der absoluten Desorganisation sprächen. (Parsons 2001, S. 4)

Wie Durkheim beschreibt Parsons die Veränderung von der Großfamilie („extended family“) zur Kernfamilie. Dabei benutzt Parsons eine Zwiebel-Metapher, welche der Zonen-Theorie von Durkheim ähnelt. Nach Parsons hätten Frauen in diesem System einen höheren Status in der Familie und der Gesellschaft. Doch hätten sie andere Familienrollen als Männer. In diesen Punkten ähneln sich die Theorien von Parsons und Durkheim. (Lamanna 2002, S. 104–105)

In anderen Punkten unterscheiden sie sich wiederum, wie Lamanna ausführt. Parsons analysiere die amerikanische Familie, wohingegen sich Durkheim auf Frankreich bezieht. Wenn Parsons in seinen Analysen die europäische Familie benenne, meine er damit die traditionelle Großfamilie und eben nicht die moderne Gatten-Familie. Darüber hinaus merkt Lamanna an, dass Parsons Theorie komplexer und detaillierter sei als die von Durkheim und auch die Spannung thematisiere, die es gebe zwischen der relativen gleichen Behandlung von Frau und Mann in dem bilateralen Verwandtschaftssystem, welches die Kernfamilie darstelle, und den stark differenzierten Rollen der Geschlechter in der Gesellschaft. (Lamanna 2002, S. 105)

3.1. Was ist unter „isolierter Kernfamilie“ zu verstehen und wie ist sie organisiert?

Wie Durkheim definiert Parsons die moderne Familie über die Größe, welche im Normalfall die Eltern und die von ihnen abhängigen Kinder umfasse. Dass diese Einheit gewöhnlich einen eigenen Haushalt in einer eigenen Behausung besitze würde das „Isoliert sein“ der Kernfamilie ausmachen. Er merkt aber auch an, dass es durchaus vorkommt, dass Elternteile eines der Ehegatten, Geschwister oder andere Angehörige mit der Familie zusammenleben. Diese Konstellation würde aber nicht als „normal“ empfunden. Der Haushalt sei nach Parsons vom Einkommen des Ehemanns-Vaters („husband-father“) abhängig. (Parsons 2001, S. 10)

Mit der Unabhängigkeit der Kinder, im speziellen mit ihr Hochzeit, würde die Beziehung zur Ursprungsfamilie nicht abbrechen, aber verschiedene Wohnorte, zum Teil auch in verschiedenen Orten, würden die Beziehungen beeinflussen, stellt Parsons ähnlich wie Durkheim fest. Die Art der Beziehung würde nach Parsons auch bestimmt durch das Vererbungssystem. Zum einen würde davon ausgegangen, dass ein neu-vermähltes Paar unabhängig existiert und sich finanziert. Auf der anderen Seite gebiete es das System, dass, falls etwas vererbt wird, alle Kinder gleiche Anteile, unabhängig von Geschlecht oder Geburtsreihenfolge, bekämen. Dadurch seien keine Kinder besonders an die Herkunftsfamilie gebunden. (Parsons 2001, S. 11)

Durkheim hatte in der Berufsgruppe eine wichtige soziale Gruppe der zukünftigen Entwicklung gesehen. Für Parsons hat das moderne Beschäftigungssystem („occupational system“) entscheidende Einflüsse auf die Entwicklung und Ausgestaltung der Kernfamilie. Bei Parsons hat es bereits wichtige gesellschaftliche Funktionen übernommen. In der Familie der Status und die Zugehörigkeit der einzelnen Mitglieder relativ stabil, doch im Beschäftigungssystem müsse das Individuum sich seinen Status durch Leistung im wahrsten Sinne des Wortes erarbeiten. Dabei geht Parsons von einer großen Mobilität, aber auch Chancengleichheit ausgehend von den Fähigkeiten des einzelnen aus. Die Funktionsübernahme des Beschäftigungssystems muss nach Parsons damit einhergehen, dass Verwandtschaft an Wichtigkeit als strukturelle Komponente verliert und die Funktion des „kinship unit“ sich verringern. Der Zusammenhang zwischen Familie und Berufswelt bestehe darin, dass die gleichen Personen in beiden Systemen Mitglieder sind. Darüber hinaus sind die Jobs der einzelnen Individuen die Grundeinnahme der Familie und nicht wie zuvor die durch gemeinsame Aktivitäten geschaffenen Güter.  (Parsons 2001, S.11-12) Die Berufsrolle sieht Parsons daher als „boundary-role“, die also eine direkte Verbindung zwischen der Familie und dem Berufssystem darstellt. Der Ehemann-Vater habe eine essentielle Funktion in der Familie inne, damit dass er einen akzeptablen Job ausführt und mit diesem das Einkommen der Familie bereitstellt. Der Status der gesamten Familie hängt nach Parsons im Gegensatz zu jedem anderen Faktor am meisten von dem „level“ der Arbeit des Ehemann-Vaters ab und dem Einkommen, welches einen bestimmten Lebensstil ermöglicht. Für Parsons ist somit der Ehemann-Vater der „instrumental leader“ der Familie als System. (Parsons 2001, S. 13)  Arbeitende Frauen seien laut Parsons eher die Ausnahme und deren Arbeit seit qualitativ eine ganz andere als die der Männer. Falls verheiratete Frauen arbeiten sei würde der Status ihrer Arbeit nicht mit dem der Arbeit des Mannes konkurrieren. (Parsons 2001, S. 14) Die Rolle der erwachsenen Frau sieht Parsons als Ehefrau, Mutter und „manager oft he household“ (Parsons 2001, S. 14), die Rolle des Mannes sieht er wiederum vor allem in der Arbeitswelt verankert. Er bliebe der Haupt-Status-Geber und Hauptverdiener und funktioniert so für das Familiensystem. (Parsons 2001, S. 14–15)

Jakoby fasst Parsons Isolationsthese wie folgt zusammen: Gemeinschaftsbindungen und Primärgruppenbeziehungen seien durch den Mobilitätsdruck und Effizienz bürokratisch organisierter Dienstleistungen und dem Arbeitssystem bedroht. Nur die Kernfamilie vermag zu überleben, aber auf Kosten mobilitätshemmender Bindungen an Verwandte. (Jakoby 2008, S. 84)

3.2. Funktionale Differenzierung der Familie

Singly schreibt über die Theorie Parsons, dass für diesen „die Familie viele ihrer früheren Funktionen verloren […], die schrittweise von anderen Institutionen übernommen wurden.“ (Singly 1994, S. 23). Doch was schreibt Parsons genau?

Er ist davon überzeugt, wie bereits im vorherigen Teilkapitel angemerkt, dass der Prozess, in welchem „non-kinship units“ ein wichtiger Faktor in der sozialen Struktur werden, einher geht mit dem teilweisen oder sogar vollständigen Funktionsverlust des Verwandtschaftsverbandes. Dies passiere über eine Entwicklung über mehrere Stufen. Die Entwicklung der amerikanischen Familie sieht er als eine solche Stufe, welche einen Differenzierungsprozess darstelle. Dieser Schritt würde dazu führen, dass Verwandtschaft außerhalb der Kernfamilie an Wichtigkeit verlöre. In diesem Prozess würden eine Reihe von Funktionen von der Kernfamilie nicht mehr erfüllt werden, sondern von anderen Gesellschaftsstrukturen, in erster Linie dem Arbeitssektor, übernommen würden. Die nahezu Funktionslosigkeit der Familie konstatiert Parsons auf einem makroskopischen Level. Sie spielt keinerlei signifikante Rolle in der ökonomischen Produktion und auch nicht im politischen Machtsystem. (Parsons 2001, S. 16)

Doch Für Parsons bedeutet dies keinesfalls das Ende der Familie, sondern nur, dass diese in ihrer Funktion mehr spezialisiert sei als jemals zuvor. Von diesen Funktionen sei nun aber die Gesellschaft mehr abhängig. (Parsons 2001, S. 9-10) Parsons beschreibt diesen neuen Fokus:

The most important implication of this view is that the functions of the family in a highly differentiated society are not to be interpreted as functions directly on behalf of the society but on behalf of personality. (Parsons 2001, S. 16)

Parsons nennt zwei grundlegende Funktionen:  Sozialisation der Kinder und Stabilisation der Persönlichkeiten der Erwachsenen Mitglieder der Familie. (Parsons 2001, S. 16–17) Für Parsons folgt daraus, dass jeder Erwachsene Teil einer Kernfamilie sein sollte und der Sozialisationsprozess jedes Kindes in einer Kernfamilie beginnen sollte. (Parsons 2001, S. 17) Beide Funktionen sieht Parsons eng miteinander verbunden. Eine „gute“ Ehe ist für ihn somit vor allem möglich (aus Sicht der Persönlichkeitsentwicklung), wenn die Ehegatten Kinder haben. (Parsons 2001, S. 21) Er schreibt darüber hinaus:

It is because the human personality is not „born“ but must be „made“ hrough the socialization process that in the first instance families are necessary.  They are „factories “ which produce human personalities. But at the same time even once produced, it cannot be assumed that the human personality would remain stable in the respects which are vital to social functioning, if there were not mechanisms of stabilization which were organically integrated with the socialization process. (Parsons 2001, S. 16)

Nach Parsons können Kinder nur richtig sozialisiert werden, wenn die dafür zuständigen und einflussreichen Erwachsenen ihrerseits ebenfalls in das kulturelle System eingebunden seien, dessen Regeln und Werte die Kinder internalisieren sollen.  (Parsons 2001, S. 17)  Darüber hinaus muss dieses System notwendige psychologische Bedingungen erfüllen für eine erfolgreiche Sozialisation. Zum Beginn des Prozesses sei es wichtig, dass das Sozialisationssystem eine kleine Gruppe darstelle und diese in bestimmte Subsysteme differenziert sei, so dass das Kind nicht mit allen Gruppen-Mitgliedern den gleichen Kontakt pflegen muss. Für Parsons ist es somit besonders wichtig, dass das Kind zu Beginn eine besonders enge Beziehung zur Mutter hat. (Parsons 2001, S. 17–18)  Mit dem Isolationsprozess der Kernfamilie und der Reduktion der Größe habe sich der Charakter des Isolationsprozesses weiter geändert. (Parsons 2001, S. 18–19) Ein wichtiger Teil der Sozialisation sei nach Parsons auch die Emanzipation des Kindes von der Familie. Diese könne nur vorangetrieben werden, wenn bestimmte Personen auch Rollen außerhalb der Familie einnehmen und diese Teil ihrer Persönlichkeit sind. Für Parsons ist diese Person in erster Linie der Vater, der seine bereits beschriebene Rolle im Beschäftigungssystem ausfüllt. (Parsons 2001, S. 19)

Die zweite Funktion der Familie, die des Ausbalancierens der Persönlichkeit der erwachsenen Mitglieder, sieht Parsons in erster Linie in der ehelichen Beziehung verankert. (Parsons 2001, S. 19) Die Ehe sieht Parsons, wie Durkheim, in seinem System stark hervorgehoben. Durch die Isolation der Kernfamilie seien die Verbindungen zu anderen erwachsenen Familienmitgliedern relativ schwach und so der Ehepartner der wichtigste Bezugspunkt. (Parsons 2001, S. 19–20) Die Ehe allein füllt aber nicht die zweite Funktion aus. Parsons hebt auch die Elternschaft hervor, da diese auch besonders beeinflusst sei durch die Verkleinerung der Familie und der damit einher gehenden engeren Anbindung. (Parsons 2001, S. 20) Für Parsons sind Kinder bei der Ausübung der zweiten Funktion vor allem darum wichtig, da diese den Erwachsenen erlauben ihre „kindischen“ Elemente ihrer Persönlichkeiten in einem geregelten Rahmen auszuüben. (Parsons 2001, S. 21)

Im Weiteren geht Parsons auf die Differenzierung der Geschlechterrollen innerhalb der Familie ein, welche laut ihm die Struktur bestimmen und entscheidend auf die beiden Haupt-Funktionen wirken. Er argumentiert auch, dass möglicherweise genau diese Funktionen auch wiederum die soziale Differenzierung der Rollen reproduzieren und erwirken. (Parsons 2001, S. 22)

Parsons unterscheidet vier Haupt-Rollen-Typen in der Familie, welche sich aufgrund von Generation und Geschlecht herausbilden. (Parsons 2001, S. 22) Die Unterscheidung nach Generationen sieht Parsons als biologisch vorgegeben, die Rollendifferenzierung aufgrund des Geschlechtes sei aber nicht ebenso biologisch intrinsisch. Er argumentiert, dass die Rollenunterschiede Ergebnis einer qualitativen Differenzierung sei, welche in jeder Art von System sozialer Interaktionen auftreten würde. (Parsons 2001, S. 22–23) Als Hauptbegründung für die Rollendifferenzierung in der Familie sieht Parsons die frühe Betreuung und Pflege der Kinder durch die Mutter. Dadurch, dass der Vater von diesen Funktionen ausgeschlossen sei, müsse er sich auf andere Felder spezialisieren. (Parsons 2001, S. 23) Als Grund für die Betonung der Differenzierungen nennt Parsons auch die verstärkte Bedeutung der Ehe für einerseits die Struktur der Familie und andererseits für die Persönlichkeiten der Ehepartner. Dieses würde die Komplementarität der Rollen fördern. (Parsons 2001, S. 24)

Zwischen der innerfamiliären Differenzierung und der Gesellschaft besteht nun laut Parsons wiederum eine wechselseitige Beziehung. Das Arbeitssystem fördert zum einen das Modell des Brotverdiener-Vaters. Die Isolation der Familie verstärkt hingegen noch mehr die Bindung der Mutter an die Kinder, da diese keine Hilfe mehr durch andere Frauen aus der Familie hat und gewöhnlich allein verantwortlich für die Kinderbetreuung ist. Aus diesem Grund werden wiederum weniger Kinder geboren und die Fixierung der Kinder auf die Mutter nimmt zu. (Parsons 2001, S. 23–24)

Parsons merkt zwar an, dass sich die Konzeptionen von Männlichkeit und Weiblichkeit verändert haben, aber er betont, dass die Differenzierungen nicht geringer geworden wären. (Parsons 2001, S. 24) Als einen Veränderungsfaktor beschreibt Parsons das größer werdende Rationalisierungsverlangen. Dieses würde aber in den verschiedenen Rollen, verschieden umgesetzt. So würde man eine „Professionalisierung“ der Mutterrolle beobachten können. (Parsons 2001, S. 25–26)

4. Gendersicht auf beide Theorien

Durkheim wie auch Parsons beschreiben in ihren hier beschriebenen Theorien zur Familie bestimmte Aufbaumuster der Familie und eine bestimmte Differenzierung in den Rollen zwischen Männern und Frauen[2] – Parsons noch ausführlicher als Durkheim. Hier möchte ich knapp ihre Aussagen zur Ehe, der Rollen-Differenzierung und die Sicht auf die Frau allgemein kritisch betrachten.

Lamanna schreibt über Durkheim: „Durkheim was in the midst of this disputation about the status of women.“ (Lamanna 2002, S. 163) Der Disput sei besonders in Frankreich auch auf die Probleme der Vereinbarung der Ideale der Französischen Revolution und der Ungleichbehandlung der Frau zurückzuführen. Sie schreibt auch, dass der Feminismus im 19. Jahrhundert in Europa und Nordamerika keineswegs nur mit einer Stimme sprach, sondern sich in verschiedene Gruppierungen gliederte (wie heute in ähnlicher Weise immer noch): Gleichheits-Feminismus und Differenz-Feminismus. (Lamanna 2002, S. 165) Lamanna stellt fest, dass die Mainstream-Frauenbewegung eher moderat war und der Großteil der französischen Feministinnen zu Durkheims Zeit die Rolle der Frau in der Familie hervorhob und Geschlechterdifferenzen anerkannten. Nur wollten sie keine Ungleichbehandlung aufgrund dieser Differenzen. (Lamanna 2002, S. 166)

Parsons verfasste seine Theorie rund 60 Jahre nach Durkheims „la famille conjugal“. Dazwischen liegen unter anderem zwei Weltkriege, wovon vor allem der 2.Weltkrieg auf die soziale Struktur der USA gewirkt hatte. Darüber hinaus hatten 1920 die Frauen das Wahlrecht auf Bundesebene erhalten und in allen Staaten, in denen es ihnen bis dato verwehrt geblieben war.

Durkheim und Parsons heben in ihren Theorien im Besonderen die Stellung der Ehe hervor. Jakoby arbeitete eine Unterscheidung zwischen der Stellung in der Gattenfamilie und Kernfamilie heraus. So schreibt sie, dass beim Begriff der Gattenfamilie die Einheit des Gattenpaares kulturell überhöht und als Ideal gesetzt wird. (Jakoby 2008, S. 84) Singley stellt hingegen da, dass die Ehe auch bei Durkheim nicht als vollkommen dargestellt wird. So sei sie zwar fast vollkommen unauflösbar, aber ihre insgesamt gesehene Kurzlebigkeit mache sie als soziales Element nicht zukunftsträchtig. (Singly 1994, S. 20) Bei Parsons steht die Ehe nicht in der Begriffsbezeichnung, trotzdem kann man auch in seiner Theorie eine gewisse Überhöhung und Idealisierung beobachten. So kann die von ihm beschriebene für die Gesellschaft überlebenswichtige Sozialisation der Kinder nur in einer Familie stattfinden, die wie von ihm beschrieben aufgebaut ist, also Mutter und Vater in ihren Rollen beinhaltet. Darüber hinaus schreibt er der Ehe für die Kontrolle der erwachsenen Persönlichkeit eine Kernaufgabe zu. (Parsons 2001, S. 17–18)  Für die Fixierung auf die Ehe ist bei Parsons und Durkheim festzustellen, dass sie alleinig auf die Beziehung zwischen Mann und Frau fixiert waren. Die Überhöhung der Ehe also auch mit einer Heteronormativität einher geht.

In Hinblick auf die Stellung der Frau argumentiert Durkheim, dass mit dem Wichtiger werden der formalen Ehe in der Familie und der Gesellschaft das Ansehen der Frau gestiegen sei. (Lamanna 2002, S. 171) Doch dies ändert nichts daran, dass in seinem Modell Rolle der Frau alleinig an das häusliche gebunden und restriktiv war. Und auch im Haushalt konnte die Frau in Durkheims Gattenfamilie nicht über alles entscheiden. So schreibt er: „[…]the child is placed under the father’s domination.“ Mit Macht assoziierte Aufgaben hat somit der Mann auch in der häuslichen Sphäre inne. Lamanna merkt aber an, dass Durkheim gerade in seinen anfänglichen Vorträgen und Aufsätzen wie „Introduction to the Sociology of the Family“  häufig die geschlechtsunspezifischen Begriffe „Gatte“ oder „Elternteil“ verwendet hätte und seltener konkret „Vater“ und „Mutter“ benannt hat. (Lamanna 2002, S. 86, Lamanna 2002, S. 167)  Sie schlussfolgert: „Durkheim simply did not come to grips with gender in the early presentation of his family course.“ (Lamanna 2002, S. 86)

Laut Lamanna war für Durkheim die Vorstellung der Autonomie der Frau oder gleiche Macht der Frau in der Familie ein Angriff auf die Familie an sich. Damit die Gattenfamilie stabil sei, müssen die Gatten eine Einheit bilden. Dies ginge nur, wenn die Macht des Ehemannes größer wäre als die der Frau oder/und wenn beide verschiedene Autoritätsbereiche hätten. (Lamanna 2002, S. 174–175) Als Ursache für die Differenzierung zwischen Mann und Frau sah Durkheim auch biologische Gründe, obwohl seine sonst dominante theoretische Perspektive  eine sei, die Institutionen als sozial kreiert ansah, schreibt Lamanna. Sie benennt dabei auch die Einflüsse der damaligen wissenschaftlichen Standpunkte auf Durkheim. (Lamanna 2002, S. 180) Sie schreibt zu dem Widerspruch:

The contradiction between Durkheim’s theoretical commitment to social construction and his biological determinism is not the only inconsistency in Durkheim’s thinking about women. Men and women have [Hervorhebung durch Lamanna] to be different according to the premise of increased structural differentiation in modern society. That poses a contradiction to his liberal republican value of equality. One way that Durkheim could resolve the tension between difference and equality was by assigning women a public sphere of their own, the aesthetic realm of high culture. (Lamanna 2002, S. 181)

Parsons hingegen in seinem Aufsatz explizit, dass für ihn die Unterschiede zwischen den Geschlechterrollen nicht auf die gleiche Weise biologisch vorgegeben scheinen, wie die der Unterschiede zwischen den Generationen. So schreibt er, dass beide Elternteile erwachsen wären und Kinder, egal welchen Geschlechts, gleichsam machtlos. (Parsons 2001, S. 22–23) Doch auch Parsons benötigt, wie Durkheim, die Differenzierung der Geschlechter für seine Theorie, in der jeder Teil der Gesellschaft gewisse Funktionen zu erfüllen hat. Der Ehemann-Vater bei Parsons zuständig für die Versorgung der gesamten Familie. Er merkt an, dass es normalerweise nur möglich ist für ihn einen angesehen Platz in der Gesellschaft zu haben, wenn er einer anerkannten Arbeit nachginge. (Parsons 2001, S. 12) Dieses Modell ist auch für den Mann nicht nur vorteilhaft. Auch seine Rolle ist klar eingegrenzt und mit einer großen Verantwortung versehen, die er nicht teilen darf. (vgl. Connell/ Messerschmidt 2005) Doch immerhin hat er durch seine Wirkungsmöglichkeiten in der öffentlichen Sphäre und in der häuslichen Sphäre einen großen Einflussbereich und ist seine Rolle gewöhnlich mit mehr Macht ausgestattet.

Parsons muss aber eingestehen, dass es bereits zur Zeit seines Aufsatzes eine nicht zu übersehende Anzahl von Frauen gibt, die einem Beruf nachgehen. (Parsons 2001, S. 13) Doch er argumentiert: „Nevertheless there can be no question of symmetry between the sexes in this respect and we argue, there is no serious tendency in this direction.“ (Parsons 2001, S. 13) Frauen, die arbeiten, sind bei Parsons in erster Linie Frauen, die ihre Funktion als Mutter und/oder Ehefrau noch nicht oder nicht mehr ausführen: Single, Witwen, Geschiedene, Frauen ohne Kinder oder mit bereits erwachsenen Kindern. Darum könne nicht gesagt werden, dass sie den Platz des Ehemannes als Ernährer gefährden bzw. übernehmen würden. Für verheiratete Frauen mit kleinen Kindern sei immer noch die Rolle der Hausfrau die vorherrschende. (Parsons 2001, S. 13–14) Doch selbst wenn diese Frauen aus dieser Gruppe einem Beruf nachgehen würden, wären die Arbeiten auf einem weit geringeren Level angesiedelt als die des Ehemanns. Somit bliebe er weiterhin der „primary status-giver“ und Ernährer. (Parsons 2001, S. 14) Die Rolle des Mannes ist also nach Parsons verankert in der Berufswelt, durch welche er für die Familie einen Status erreicht und das Einkommen verdient. Die Rolle der Frau sieht er weiterhin verankert in den internen Angelegenheiten der Familie als Frau und Mutter. (Parsons 2001, S. 14–15) Das gerade die Frau diese Rolle übernimmt und der Mann die des Ernährers begründet Parsons, wie in der Darstellung seiner Theorie beschrieben, damit, dass die Mutter biologisch an das Kind in der Anfangszeit als Pflegeperson gebunden sei. Somit bleibe für den Mann nur die andere Funktion übrig. (Parsons 2001, S. 23) Parsons suggeriert in seinem Text also, dass die Rolle der Mutter eine angeborene, natürliche ist und seit jeher unverändert. Doch ist sein Mutterbild, so wie er es präsentiert, ein kulturelles Produkt und entwickelte sich erst spät.  (vgl. Kortendiek 2010) Das heißt, dass die kulturelle Festschreibung und deren biologischen Begründungen (beziehungsweise Begründungsversuche) ein Instrument sind, Macht auszuüben. Dies zeigt sich auch an Parsons Festhalten an dieser Differenzierung selbst unter der Betrachtung, dass in Zukunft die durchschnittliche verheiratete Frau einem Beruf nachgehen könnte. (Parsons 2001, S. 15)

5. Aktuelle Rezeption und Bedeutung der Theorien Durkheims und Parsons

Bei der Betrachtung unter Gender-Fokus wurden bereits eine Reihe von aktuelleren Einschätzungen der Theorien Durkheims und Parsons besprochen. Lamanna schrieb auch über die veränderte Wahrnehmung des Buches von Parsons:

Sociologist Talcott Parsons was a definitive sociological voice at mid-twentieth century. His book, Family Socalization and Interaction Process (Parsons and Bales 1955, coauthored with Robert Bales), was a well-accepted vision of the modern family until the feminist movement and other social change challenged his premises of gender roles and family life. Developments in sociology challenged his intellectual hegemony. (Lamanna 2002, S. 104)

Nave-Herz beschreibt einen allgemeinen Paradigmenwechsel in der Familiensoziologie, welcher sich natürlich auf die Rezeption auswirkte. So beschreibt sie einen Wechsel vom struktur-funktionalen und interaktionistischen Paradigma hin zur schichtenspezifischen Sozialisationstheorie in den 1960iger Jahren. Als Grund benennt sie bildungsökonomische Fragestellungen, die dazu geführt hätten. In den 1970iger wäre auch dieses Paradigma vermehrt kritisch betrachtet worden und es hätte eine Erweiterung zur sozialökologischen Sozialisationsforschung gegeben. Ab den 1980er beschreibt Nave-Herz verschiedenste Ansätze und vielfältige Themen, der sei Gegenstandsbereich weiter ausdifferenziert worden. (Nave-Herz 2002, S. 151-152)

Diese Paradigmenwechsel folgten natürlich aus kritischen Betrachtungen bereits bestehender Theorien und führten wiederrum zu erneuten kritischen Diskussionen. Durkheim wie auch Parsons stellten die Ehe auf verschiedene Weise in den Mittelpunkt ihrer Familienbetrachtungen und sprachen ihr wichtige Funktionen zu. Diese Fokussierung sei, lau Busch, in der heutigen Familiensoziologie aufgegeben worden. Dies liege nicht nur an „neuen“ gesellschaftlich relevanten Familienkonzepten (wie der eingetragenen Partnerschaft oder Ehe für homosexuelle Paare), sondern auch an der Feststellung, dass es „zu allen Zeiten und in allen Kulturen […] auch Familien – zumeist Mutter-Kind-Einheiten –[gab], die nie auf einem Ehesystem beruht haben oder deren Ehesystem im Laufe der Familien- Biografie durch Rollenausfall infolge von Tod, Trennung oder Scheidung entfallen ist“. (Busch 2003, S. 12)

Darüber hinaus stellen Barber und Gerhardt für Durkheim fest – was aber auch für Parsons in weiten Teilen zutrifft -, dass Durkheim zum einen von der Gesellschaft seiner Zeit geprägt war, zum anderen aber auch seine Theorie für genau diese Gesellschaft aussagekräftig gestalten wollte. Das führe dazu, dass einige Aussagen an Aktualität eingebüßt hätten. (Barber, Gerhardt 1999, S. 11) So hat sich – auf Europa und Nordamerika bezogen – Parsons Vorhersage, dass die Hausfrauen-Rolle die dominante Rolle bleiben würde nicht bestätigt. Durkheim hingegen hatte festgestellt, dass mit Sicherheit das Erben über die Zeit verschwinden würde. Auch dies traf bisher nicht ein.

Ein weiterer Kritikpunkt an Durkheims Theorie führt Nave-Herz hinsichtlich seiner Prämissen für das „Kontraktionsgesetz“ an. Sie stellt fest:

Die Vorstellung, dass in der vorindustriellen Zeit die Drei-Generationen-Familie und die große Haushaltsfamilie die Norm gewesen wäre, konnte sich deshalb solange halten, weil sich die Geschichtsschreibung in ihrer Forschung or allem auf die Oberschicht konzentrierte md damit die Kernfamilie, die vor allem in der mittleren und unteren sozialen Schicht verbreitet gewesen ist, „übersehen“ hatte. Zudem ist zwischen der statistische Häufigkeit eines Familientypus und dem vorherrschendem Familienideal zu differenzieren. (Endruweit et al. 2002, S. 150)

Emirbayer stellt zu Durkheim fest, dass dieser mit Sicherheit beeinflusst wurde durch den alltäglichen Eurozentrismus seiner Zeit und hegemoniale Art über „race“, Gender und Sexualität zu denken und zu diskutieren. (Emirbayer 2006, S. 23) Auf der anderen Seite bemerkt Lamanna, dass es zu Durkheims Zeit durchaus kritische Diskurse über Gender und Sexualität gegeben hätte, welche er auch wahrgenommen hat. So habe es auch einen öffentlichen Diskurs über Homosexualität gegeben, doch Durkheims Schriften blieben rein heteronormativ orientiert. (Lamanna 2002, S. 198)  Aus diesem Grund würde er von einigen Wissenschaftlern auch direkt als Misogynist betrachtet, zumindest würde ihm ambiguer Paternalismus vorgeworfen. (Lamanna 2002, S. 185)

Trotz dieser und weiterer Kritikpunkte werden die Arbeiten von Parsons und Durkheim auch weiterhin rezipiert. So hätte es nach dem Zusammenbruch der Sowjet-Union geradezu eine Renaissance der Arbeiten von Parsons gegeben. (Barber, Gerhardt 1999, S. 35–36) Und Emirbayer schreibt, dass Durkheims Beiträge zur Soziologie der Moderne niemals so anerkannt wurden wie jetzt.  (Emirbayer 2006, S. 1)

Singly merkt so zum Beispiel an, dass wenn man unter Kontraktion auch die Verringerung der Größe der Familie sieht, was ja mit der geringeren Geburtenzahl korrespondiere, man die These, dass „die Konzentration auf persönliche Beziehungen […] mit einer gewissen Verdichtung der Familie einher“ ginge. (Singly 1994, S. 15) Unter bestimmten Betrachtungen lassen sich die Konzepte also weiterhin fruchtbar nutzen.

Darüberhinaus ist die starke Rollen-Differenzierung zwischen Mann und Frau trotz der starken Kritik an dieser und gegensätzlicher Entwicklungen nicht aus wissenschaftlichen Betrachtungen verschwunden. So findet sich eine – in diesem Fall ökonomisch begründete – Differenzierung in Hausfrau und arbeitenden Ehemann auch in den Schriften des Nobelpreisträgers Gary Becker. So geht Becker davon aus, dass alle Individuen rational handeln und bestrebt sind ihren Gewinn zu maximieren. Aufgrund dieser Logik, müsse also eine Arbeitsteilung in einem Haushalt dazu beitragen, dass der Gewinn des Haushalts steigt.  Dies sei nach Becker der Fall, da sich durch eine Arbeitsteilung und damit einhergehende Spezialisierung die Personen auch in entsprechendes Humankapital investieren und produktiver werden. Die Arbeitsteilung zwischen Frau und Mann begründet Becker ähnlich wie Parsons aufgrund von biologischen Vorgaben.   (vgl. Becker 1981)

6. Schlussbemerkungen

Durkheim und Parsons haben beide versucht in ihren Familientheorien Entwicklungen und Beobachtungen aus ihrer jeweiligen Zeit und ihren jeweiligen geographischen Hintergrund aufzuarbeiten und aufzuzeigen. Dabei zeigen sich eine ganze Reihe von Parallelen. Lamanna stellt dazu fest, dass es schwer festzustellen sei, ob diese Übereinstimmungen darauf zurückzuführen seien, dass beide die ähnliche Entwicklungen beschrieben, oder darauf dass Parsons einer der wichtigsten amerikanischen Durkheim-Interpreten war. Es stehe aber fest, dass Parsons Durkheims Familientheorie nicht in seiner eigenen erwähnt. (Lamanna 2002, S. 105)

Aus der Gender-Analyse ist zu ziehen, dass beide Theoretiker bei der Konzeption ihrer Modelle und der darin wichtigen Aufteilung von Aufgaben und Funktionen auf ein ähnliches Frauenbild zurückgreifen, obwohl in ihren jeweiligen Umfeldern gegenteilige Entwicklungen der Frauenrolle zu beobachten waren.

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

Alexander, Jeffrey C. (2005): „The inner development of Durkheim’s sociological theory: from early writing to maturity“ In: Alexander, Jeffrey C./ Smith, Philip (Hg.): The Cambridge companion to Durkheim, 1. Aufl., Cambridge, S. 136-159.

Barber, Bernard/ Gerhardt, Uta (1999): „Introductory Essay. The Parsons Agenda“ In: Barber, Bernard/ Gerhardt, Uta (Hg.): Agenda for sociology. Classic sources and current uses of Talcott Parsons’s work, 1. Aufl., Baden Baden, S. 9–50.

Becker, Gary S. (1981): A Treatise on the Family, Cambridge, London.

Busch, Friedrich W. (2003): „Einleitung“ In: Busch, Friedrich W. (Hg.): Familie zwischen Tradition und Moderne. Ausgewählte Beiträge zur Familiensoziologie. 2. Aufl, Oldenburg, S. 5–14.

Butler, Judith (1997): Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts, 6. Aufl., Frankfurt am Main.

Connell, R. W./ Messerschmidt, James W. (2005): „Hegemonic Masculinity. Rethinking the Concept“ In: Gender & Society, Jg. 19, H. 6, S. 829–859.

Durkheim, Emile (1978a): „Introduction to the Sociology of the Family“ In: Traugott, Mark (Hg.): Emile Durkheim on institutional analysis, Chicago, IL, S. 205–228.

Durkheim, Emile (1978b): „The Conjugal Family“ In: Traugott, Mark (Hg.): Emile Durkheim on institutional analysis, Chicago, IL, S. 229–239.

Emirbayer, Mustafa (2006): „Introduction“ In: Emirbayer, Mustafa (Hg.): Emile Durkheim. Sociologist of modernity,  Nachdruck 2006, Malden, MA, S. 1–25.

Gestrich, Andreas (1999): Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert, München.

Hill, Paul Bernhard/ Kopp, Johannes (2006): Familiensoziologie. Grundlagen und theoretische Perspektiven, 4., überarb. Aufl., Wiesbaden.

Jakoby, Nina (2008): (Wahl-)Verwandtschaft – Zur Erklärung verwandtschaftlichen Handelns, Diss., Wiesbaden.

Kortendiek, Beate (2010): „Familie: Mutterschaft und Vaterschaft zwischen Traditionalisierung und Modernisierung“ In: Becker, Ruth/ Kortendiek, Beate (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie, 3., erw. und durchg. Aufl., Wiesbaden, S. 442-452.

Lamanna, Mary Ann (2002): Emile Durkheim on the Family, Thousand Oaks, CA.

Nave-Herz, Rosemarie (2003): „Wozu Familiensoziologie? Über Entstehung, Geschichte und Aufgaben der Familiensoziologie“ In: Busch, Friedrich W. (Hg.): Familie zwischen Tradition und Moderne. Ausgewählte Beiträge zur Familiensoziologie, 2. Aufl., Oldenburg, S. 17–36.

Nave-Herz, Rosemarie (2002): „Familiensoziologie“ In: Endruweit, Günter/Trommsdorff, Gisela (Hg.): Wörterbuch der Soziologie, 2., völlig neubearb. und erw. Aufl., Stuttgart.

Parsons, Talcott (2001): „The American Family: Its Relations to Personality and to the Social Structure“ In: Bales, Robert F./ Parsons, Talcott (Hg.): Family socialization and interaction process, Nachdruck, London, S. 3–33.

Singly, François de (1994): Die Familie der Moderne. Eine soziologische Einführung, Konstanz.


[1] Im Folgenden werde ich statt „Vereinigten Staaten von Amerika“ die verkürzte Form „Amerika“ wählen, so wie es auch Parsons in seinen Schriften tat. Gemeint ist aber weiterhin das  Land Vereinigten Staaten von Amerika und nicht die Gesammtheit der beiden Kontinente.

[2] Ich bin mir bewusst, dass die Nutzung der dichotomen Zuschreibung „Mann“ und „Frau “ an sich kritisch betrachtet werden kann. In der heutigen Gender-Forschung wird meistens zwischen „sex“ und „gender“ unterschieden, wobei ersteres das biologische Geschlecht darstellt und zweiteres das soziale Geschlecht. Doch auch die strikte Zweigeschlechtlichkeit des biologischen Geschlechts wird in einigen Diskursen angezweifelt (vgl. Butler 1997), bzw. kann auch als eurozentrisch betrachtet werden, da es durchaus Geschlechtskonzeptionen jenseits der Zweigeschlechtlichkeit in verschiedenen Kulturen gibt. Darüber hinaus ist auch die Differenzierung der „gender“ „Mann“ und „Frau“ insgesamt komplexer aufzufassen, wie z.B. Connell in ihrem Konzept zur hegemonialen Männlichkeit aufzeigt. (vgl. Connell/ Messerschmidt 2005).

Hier verwende ich „Mann“ und „Frau“ als soziale Kategorien, so wie sie durch die Gesellschaft die einzelnen Individuen kategorisiert werden.

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