SoSe 2010 „Handeln und Strukturen“: Nachdem ich die Grundlagen rund um Handeln, Beziehungen und soziologische Erklärungsmodelle beschrieben habe, geht es endlich wirklich los mit den Akteurstheorien.Hier eine erste kurze Übersicht.
Akteure
- Akteur ist der sozial Handelnde – es wird also nur ein Ausschnitt des Menschen/ Individuums betrachtet
- Begriff impliziert, dass Handeln immer in sozialen Situationen stattfindet, in denen sich die Akteure orientieren und diese interpretieren und dann aus Handlungsalternativen wählen
- Der Akteurbegriff erfasst Handeln als Handlungswahlen, wobei der Akteur natürlich nicht „frei“ ist
- Handlungswahlen sind eingebettet in soziale Situationen und geprägt von sozialen Strukturen
- Soziale Strukturen eröffnen Handlungsmöglichkeiten, schränken diese aber auch ein und prägen so den Alternativenraum für Handlungswahlen
- Akteur kann eine einzelne Person meinen, aber auch Organisationen, soziale Gruppen, soziale Bewegungen etc. (sogenannte „composite actors“ bzw. überindividuelle Akteure)
Akteurmodelle
- Akteurmodellesind der erste Teilschritt einer soziologischen Erklärung
- Generelle, theoretische Modelle, die als Erklärungswerkzeuge für das Handeln der Akteure dienen
- Lässt sich erfassen, warum ein Akteur eine bestimmte Handlungsalternative gewählt hat
- Akteurmodelle fokussieren bestimmte Strukturdeterminanten und stellen so die Verknüpfung zwischen Handlungswahl und Logik der Situation
- Den Modellen liegen jeweils verschiedene dominierende Handlungsantriebe zugrunde, es geht bei den Modellen um fundamentale und zugespitze Typen
Vier Arten von Handlungsantrieben
- Homo Sociologicus: Akteur primär an sozialen Normen ausgerichtet
- Homo Oeconomicus: Akteur handelt so, dass er damit seinen eigenen Nutzen unter geringstmöglichen Aufwand maximiert (bei Weber am ehesten „zweck-rationales Handeln“)
- Emotinal man: emotionale Handlungsantriebe (bei Weber am ehesten „affektuelles Handeln“)
- Identitätsbehaupter: Handlungen werden ausgeführt um nach außen oder sich selbst zu dokumentieren, wie man sich selbst sieht oder gesehen werden möchte
- Die Modelle werde nach Sollens- (Homo Sociologicus) und Wollensbasiert (die anderen drei) unterschieden (Sollen = Antrieb von außen, Wollen = Eigenantrieb)
Literatur
Schimank, Uwe. Handeln und Strukturen. Einführung in die akteurtheoretische Soziologie. FernUniversität Hagen.
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