SoSe2010 „Brennpunkte der kritischen Rezeption afrikanischer und lateinamerikanischer Literaturen“: Im Zuge der Prüfungsvorbereitung hatte ich für dieses Seminar nochmal einige der Themenschwerpunkte zusammengefasst. Dies sind zwar nur Stichpunkte und noch lückenhafter als vieles andere, aber hoffentlich ein guter Einstieg in die Thematiken. Heute: The Black Atlantic.
The Black Atlantic ist ein Konzept entwickelt von Paul Gilroy. Ich werde sehr kurz einige wichtige Punkte zu diesem zusammenfassen, dann einen Text präsentieren, der an einem Beispiel die Anwendung zeigt und zum Schluss ein paar Kritikpunkte von Ruth Mayer darstellen.
Paul Gilroy: „The Black Atlantic as a Counterculture of Modernity.“
- Beschäftigung mit afrikanischer Diaspora, dabei Bezug auf die jüdische Begriffsgeschichte
- Black Atlantic als Raum der transnationalen kulturellen Konstruktion (not roots, but routes)
- Das Erleiden des Transatlantischen Sklavenhandels als gemeinsam Fixionspunkt einer afrikanischen Diaspora
Cheryl Finley: „Erinnerung verpflichtet. Die Ikone des Sklavenschiffs in der Vorstellungswelt des Black Atlantic.“
- Sklavenschiff-Ikone für die Künstler des Black Atlantic zur Schablone geworden für die Erinnerung an die middle passage
- Middle passage als wichtiger Erinnerungsmoment an das traumatische und identitätsstiftende Ereignis des Transatlantischen Sklavenhandels
- Schwierig für Künstler die Erinnerung der Sklaverei heute aufleben zu lassen, da außerhalb der eigenen Erfahrung
- Trotzdem sind die Werke oft inhärent autobiografisch, da sie eigene Erfahrungen nutzen, um die Erinnerung vorzustellen
- Selbst Betroffene konnten oftmals nicht über das erlebte berichten (Scham, Angst , Verbot etc.)
- Zeitgenössische Künstler neuen Drang zum Darstellen der middle passage, Gilroy: „eine eigene Form der kulturellen Politik“
- Sie gehen zu diesen kritischen Augenblicken zurück, da diese Teil eines Prozesses sind, der zur Erinnerungs- und Identitätsbildung beiträgt – Gilroy: „Vorstellung einer besonderen, erlösenden Kraft, durch Leiden produziert“
- Akt des Überlebens und der Selbstgestaltung
- Sklavenschiff-Ikone, als Versuch des Verstehens der Vergangenheit und so persönliche Identität einer gemeinsamen Schwarzen Identität der Neuen Welt anzugliedern
Ruth Mayer: „The Dangers of Diaspora““
- Mayer trägt einige Kritikpunkte am Konzept des Black Atlantic vor:
- Kritisiert vor allem die inflationäre Nutzung des Begriffs „Black Atlantic“
- Gefahr von Essentialismus
- Die imaginierte „diasporische“ Kultur lässt den Faktor der Veränderlichkeit und Flexibilität von Identitäten außen vor
- Differenzen innerhalb der „afrikanischen Diaspora“ werden nicht gesehen
Literatur
Paul Gilroy: „The Black Atlantic as a Counterculture of Modernity.“ In: The Black Atlantic, Modernity and Double Consciousness. Cambridge, MA, Harvard University Press, 1993, 1-40.
Cheryl Finley: „Erinnerung verpflichtet. Die Ikone des Sklavenschiffs in der Vorstellungswelt des Black Atlantic.“ In: Der Black Atlantic (s. Handapparat), 248-263.
Ruth Mayer: „The Dangers of Diaspora“. In: Transcultural English Studies (s. Handapparat), 91-102.
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