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Oben genannter Frage sind wir im Bachelor Regionalstudien Asien/Afrika im Wintersemester 2007/2008 nachgegangen. Zum Beginn des Seminars sollten wir ohne Literatur und Recherchen unsere Gedanken zu der Fragestellung aufschreiben. Hier sind meine:

Der Begriff Arbeit ist ein alltäglicher und spielt in unserem Kulturkreis eine entscheidende Rolle. Dinge und Umstände können „Arbeit machen“. Hier und da wird „Arbeit verrichtet“ und andererseits „ist man auf Arbeit“. Selbst in der Popkultur ist Arbeit ein Thema, unter anderem veröffentlichte die deutsche Band Wir sind Helden ihre ganz eigene „Ode an die Arbeit“. Doch welche Bedeutung hat Arbeit für die Geschichte Afrikas?

Wenn analysiert oder diskutiert werde soll, welche Bedeutung Arbeit in diesem Fall hat, muss zu allererst klar sein, wie „Arbeit“ definiert wird. Definitionen sind jedoch immer wandelbar und so muss auch „Arbeit“ im historischen sowie auch kulturellem Kontext gesehen werden. Wo im Moment in Europa Arbeit zumeist mit Lohnerwerb gleichgesetzt wird, kann diese Sichtweise viel zu eng sein, wie man auch schon an den innereuropäisch-nordamerikanischen Debatten über den Wert von Arbeit außerhalb der Wertschöpfungsketten sieht. Eine weitere Definition geht davon aus, dass Arbeit all jene menschlichen Tätigkeiten sind, die die zielgerichtet ausgeführt werden unter Einsatz physischer und psychischer Kräfte. Doch ist Arbeit immer direkt zielgerichtet? Noch  weiter gesehen ist Arbeit eine Interaktion zwischen einen Individuum mit einem anderen Individuum oder auch Objekt. Eine immer geeignete Definition gibt es sicher nicht, jede Situation und Zeit fordert eine eigene kritische Reflektion des Begriffes.

Wenn man sich verschiedene Tätigkeiten betrachtet, die allgemein hin als Arbeit verstanden werden, stellt man fest, dass Arbeit ganz verschiedene Rollen einnehmen kann. Zu allererst die offensichtlichste Feststellung, dass Arbeit dazu dient, die arbeitende Person und oft noch Angehörige mit lebensnotwendigen Dingen zu versorgen. Hierbei kann man unterschieden über den direkten Weg mittels Subsistenzwirtschaft oder über den Umweg von Geld, welches mit einer Arbeit verdient wird und dann gegen Nahrung und sonstige Produkte eingetauscht wird. Des weiteren kann Arbeit identitätsstiftend wirken. Sie kann verbunden werden mit bestimmter Kleidung, verschiedenen Verhaltensweisen, speziellem Vokabular und eigenen Riten und Traditionen. Gruppen können sich so über Arbeit identifizieren und zusammenfinden. Als letzter Punkt ist zu nennen, dass Arbeit auch ein politischer Raum ist, die so genannte „Arbeiterbewegung“ zeigt zum Beispiel wie in bestimmten Branchen Menschen über ihre Arbeit mobilisiert wurden und versuchten politisch Einfluss zu nehmen.

Diese wenigen Nuancen von Arbeit zeigen welche Bedeutung dieser Begriff und die dahinter stehenden Prozesse hat. Doch was sind die genauen Fragen in Bezug auf Afrika? Was macht das Thema relevant?

Arbeit ist ein Alltagsthema, doch nur die Betrachtung der spezifischen Arbeitsorganisation, der Motivation und dem Selbstverständnis machen es meines Erachtens möglich die Geschichte Afrikas nachzuvollziehen, zu verstehen und Kontinuitäten in der heutigen Zeit zu erkennen. Allein die Geschichte des europäisch-amerikanisch-afrikanischen Kontaktes lässt sich nur mit Hilfe des Gesichtspunktes Arbeit beleuchten, denn ohne die Analyse der Sklavenarbeit und der Arbeit für die Sklaverei wird man einem langen Teil der Geschichte nicht gerecht. Auch das weitere Verhältnis zwischen dann europäischen Kolonialmächten und Afrikanern war durch Arbeit und Arbeitsformen geprägt. Beschreibende Bilder für Afrikaner wurden auf der Einschätzung derer Arbeit entworfen und reproduziert. Gerade hier ist es eine interessante Frage inwieweit Partizipation und Nichtpartizipation an Arbeit in der Geschichte Klischeebilder geprägt haben und Länder bzw. Kolonien gestaltet haben.

In jedem Fall sind die Beziehungen zwischen verschiedenen Staaten, aber auch Bevölkerungsgruppen (zum Beispiel Hirten und Bauern), über Arbeit (als Teil von Wirtschaft) definiert. Diese Konstruktionen kann man nur verstehen, wenn man Arbeit in Afrika genauer beleuchtet.

Ein Kommentar zu “Welche Bedeutung hat „Arbeit“ für die Geschichte Afrikas?

  1. Die vor allem von Frauen verrichtete „Hausarbeit“ (Essenkochen, Wäschewaschen und -reparieren, Hausreinigung, etc…), die der Reproduktion der Arbeitskraft aller Familienmitglieder, dem Aufziehen der Kinder und der Pflege von Angehörigen dient, ist ebenfalls „Arbeit“, wird aber immer wieder als solche ignoriert und fällt nur deswegen nicht unter „Erwerbstätigkeit“ (also BEZAHLTE Arbeit), weil sie im eigenen Haushalt unentgeltlich erfolgt und durch Verhandlung zwischen den Familienmitgliedern mehr oder weniger gerecht verteilt wird.

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