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Heute wird Nelson Rolihlahla Mandela 92 Jahre alt. Die UN hat zu diesem Anlass den internationalen Mandela Tag ausgerufen, der von nun an jährlich begangen werden soll. mandeladay.com schrieb anlässlich der Verkündung dieses Tages im letzten Jahr:

The UN resolution recognizes Nelson Mandela as an international icon and a symbol of hope for oppressed and marginalized people around the world. Moreover, it recognizes Mandela’s principles, values and dedication at the service of mankind, as well as his contribution to the struggle for international democracy and the promotion of a culture of peace.

Ich habe an mehreren Stellen gelesen, dass dies das erste Mal ist, dass die UN einen Tag ausruft, der sich konkret auf eine einzelne Person bezieht. Falls das der Fall ist, kann ich gut nachvollziehen, dass dies bisher noch nie geschehen war. Natürlich schätze ich Mandelas Wirken und bewundere ihn für seinen eingeschlagenen Weg und viele seiner Taten, aber „Heldenverehrung“ bereitet mir immer etwas Bauchschmerzen (und so einen UN Tag sehe ich als ein wirkliches Zeichen von Heldenverehrung). Ein Mandela Tag birgt meines Erachtens die Gefahr, die Person und alle ihre Taten vollkommen unkritisch zu erinnern und so eine perfekte Figur zu erschaffen, die es niemals gab. Auch einige von Nelson Mandelas Entscheidungen  kann man – bei aller Bewunderung – kritisch betrachten, so zum Beispiel sein starkes Engagement im bewaffneten Flügel des African National Congresses. Auch liest man oft im Zusammenhang mit Mandela, dass er ja gezeigt hätte, wie ein „einfacher Mann“ etwas erreichen kann. Dabei wird immer wieder übersehen, dass auch Mandela durchaus in einem gewissen Rahmen priviligiert war (so hatte er die Möglichkeit zu studieren) und das er als Einzelperson, vorallem als Einzelperson, die so lange im Gefängnis saß, wohl nicht so weit gekommen wäre.

Doch am kritischsten sehe ich bei der Darstellung des „Perfekten Mandelas“ das Problem der Vorbildfunktion. Natürlich soll dieses Bild auf uns alle abstrahlen und uns dazu bewegen ebenso zu handeln. Aber würde das nicht viel leichter fallen, wenn auch die Fehler und Tadel hervorgehoben werden? Die meisten von uns wissen, dass wir nicht perfekt sind. Wie soll dann jemand ein Vorbild sein, der perfekt und somit in jeder Art und Weise unerreichbar scheint. Wenn ich nun aber sehe, ah auch Mandela ist nicht immer perfekt gewesen, hat nicht immer richtige Entscheidungen getroffen, aber dann im Großen und Ganzen hat er tolles geleistet, dann ist eine Identifikation doch um einiges leichter.

Mit diesen Gedanken also ein fröhliches „Happy Birthday, Madiba!“ an den unperfekten perfekten Mandela 🙂

P.S.: Natürlich gibt es kaum ein Semester in den Afrikawissenschaften, wo Nelson Mandela nicht zu mindestens mal genannt wird. Dieses Semester der Fall im Seminar „Geschichte der Strafe in Afrika (20. Jahrhundert)“. Im Fokus stand der Gefängniskomplex von Robben Island und Mandelas Schilderung der Inhaftierung. Genaueres dazu gibt es hier und hier.

2 Kommentare zu “Happy Birthday, Madiba!

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