Oft fragt man sich, wie man überhaupt an eine Quelle beim wissenschaftlichen Arbeiten rangehen soll. Wie fange ich an? Was sollte ich beachten? Heute haben wir im Seminar „Geschichte der Strafe in Afrika“ kurz vier Schritte besprochen. Ich beschreibe hier einfach mal die Schritte in der Ich-Position, so wie ich an den nächsten Text nun rangehen werde.
1. Ohne Text
Als ersten Schritt sollte packe ich den Text weg. Genau, anfangen zu lesen ohne zu lesen. Jedenfalls nicht den Text. Zu erst sollte man versuchen alles über den Text und den/die AutorIn in Erfahrung zu bringen. Mögliche Fragen, die es zu beantworten gilt:
- Wer ist der/die AutorIn?
- Welchen Hintergrund hat der/die AutorIn?
- Was ist es für eine Textart? (Literarischer oder wissenschaftlicher Text? Zeitungsratikel oder Enzyklopädie-Eintrag?)
- Wann ist der Text entstanden?
- Wo wurde der Text veröffentlicht?
- Falls in einem Sammelband: Was ist das Thema des Sammelbandes?
2. Mit dem Text
Nachdem ich nun einiges an Hintergrundwissen habe, nehme ich den Text wieder zur Hand und fange ihn tatsächlich an zu lesen. Dabei versuche ich ganz genau dem Autor/ der Autorin zu folgen. Mögliche Fragen hierbei:
- Was ist das Hauptargument?
- Welche Struktur hat der Text?
- Wie argumentiert die Autorin/ der Autor?
3. Gegen den Text
Nun kenne ich also den Hintergrund und auch den Inhalt des Textes. Zeit für eine kritische Betrachtung! Dabei könnte ich fragen:
- Wodrauf wird nicht eingegangen?
- Was kann ich nicht nachvollziehen?
- Wo kenne ich Gegenargumente/ -positionen?
- Gibt es Stereotypen in dem Text?
- Gibt es eine „versteckte“ Intention hinter dem Text?
4. Jenseits des Textes
Zuguterletzt heißt es Zurücklehnen, Aufsichwirkenlassen und vor allem eigene Meinung bilden. Zum Beispiel anhand folgender Fragen:
- Hat mir der Text zugesagt?
- Welche Argumente haben mich überzeugt?
- Welche nicht?
- Kann ich die Inhalte irgendwie weiter verwenden?
- Welche Fragestellungen haben sich mir eröffnet?
Viele diese Dinge macht man ja fast automatisch. So schlage ich immer als erstes den Autor/ die Autorin nach, um zu wissen an wem ich bin. Aber gerade diese systematische Herangehensweise fehlt manchmal. In Zukunft werde ich es mal mit Checklisten versuchen.